Hanka Rackwitz ist eine der “Promis” im diesjährigen Dschungelcamp. Jeder weiss, was die Teilnehmer dort erwartet: Konfrontation mit Schmutz, ekelhaften Speisen, Hitze, Nässe, einfachste Verhältnisse.
Es wurde bereits im Vorfeld ausführlich über Hankas Zwangserkrankung berichtet. Warum geht diese Frau, ausgerechnet mit Reinlichkeitszwängen in solche Verhältnisse? Die Vermutung liegt Nahe, dass es fianzielle Interessen sind. Aber, würde man einen Verhaltenstherapeuten fragen, würde der sagen: “Prima! Sie haben extrem hohe Chancen, Ihre Zwänge durch dieses Programm zu verlieren!”
Die kognitive Verhaltenstherapie wendet bei Zwangsstörungen die sogeannte “Exposition mit Reaktionsverhinderung” an. Das heisst, Personen die beispielsweise unter einem Wanschzwang leiden müssten “sich die Hände schmutzig machen” und danach möglichst lange die Hände NICHT reinigen. Hintergrund ist die Angst der Betroffenen. Angst davor, durch die Verunreinigung der Hände Krankheit und Unheil zu erfahren. Kern der Sache ist also eine Unsicherheit oder Angst (hier vor Krankheit). Und die Antwort der Verhaltenstherapeuten auf Angst lautet: Exposition und Konfontation.
So wie jemand der übertriebene Angst vor Höhe hat diese nur verlieren kann, indem er sich der Höhe aussetzt, beispielsweise auf eine Leiter steigt oder auf einen hoch gelegenen Balkon tritt, so muss eine Person, die unter unter Ängsten leidet, krank wegen der Verschmutzung der Hände zu werden, sich im Prinzip schmutzig machen. Je öfter desto besser, je länger desto besser. Je weniger Möglichkeiten der Reinigung umso besser. Angstbewältigung ist nur durch die Erfahrung der Unversehrheit trotz der Konfrontation mit angstauslösenden Reizen möglich. Der Höhenphobiker wird nach einer halben Stunde auf dem Balkon erahren müssen, dass dies keine tödliche Gefahr ist. Vielmehr der Körper wird es merken. Es besteht keine Gefahr, nichts passiert indem man auf einem Balkon steht. Erst recht nach einer oder zwei oder drei Stunden wird sich der Körper vollständig beruhigt haben, und dann hat auch der Kopf wieder ein Chance. Erst nach oder maximal schon während solch einer Exposition können neue gedankliche Bewertungen bzgl der angstauslösenden Reize enttehen. Jetzt kann die betroffene Person erst vollständig verstehen, dass es ungefährlich ist auf dem Balkon zu stehen.
Somit hat Hanka durch das Dschungelcamp eine aussergewöhnliche Chance, ihre Zwänge und die dahinterstehenden irrationalen Ängste vor Verschmutzung zu überwinden. und genauso wie bei der höhenphobischen Person auf dem Weg zum Balkon muss auch bei ihr das Motto heissen: Je länger der Schmutz an ihr nagt, um so besser, je intensiver die Verschmutzung um so besser. Je weniger die Möglichkeiten zur Reinigung gegeben sind umso besser.
So kann man eigentlich nur empfehlen: Stimmt für Hanka! Macht sie zur Dschungelkönigin! Helft ihr den Zwang zu besiegen!!!
Update (29.2.17) >>> Hanka ist Vize – Dschungelkönigin, Glückwunsch! Übrigens hat sie ein Buch geschrieben, in dem es u.a. um ihre Zwangs- und Angststörung geht:
Update (22.4.2017): Inzwischen macht es die Runde durch die Medien, dass Hanka tatsächlich eine Konfrontationstherapie nach Ihrem Aufenthalt im Dschungelcamp plant bzw. plante. Auch wird über die Ursachen ihrer Ängste spekuliert. Z. B. hier wird zitiert, dass die Ursachen in Kindheitstraumata zu suchen sind. Man sollte jedoch wissen, dass in einer Konfrontationstherapie weniger nach den Ursachen geforscht wird, sondern direkt eine Planung und dann Ausführung der möglichen Konfrontation erfolgt. Die Ursachen werden nicht so sehr fokussiert. Es ist jedoch zu sagen, dass die Ängste und daraus resultierende Zwänge ihre Ursache durchaus, aber nicht nur in “schwerwiegenden” Kindheitstraumata haben können. Die Psychologie erklärt auch, dass das mehr oder weniger angeborere “Temperament” eines Menschen bei der späteren Entwicklung von Ängsten eine Rolle spielt. Personen können mehr oder weniger “nervös” sein, eine angeborene generelle Neigung zur Nervösität begünstigt nämlich ebenfalls die Entstehung von Ängsten! In einer Psychotherapie, speziell in einer Verhaltenstherapie, wird die Entstehungsgeschichte der Erkrankung mit den Pantienten entsprechend reflektiert.