Kognitive Verhaltenstherapie Ausbildung

In diesem Abschnitt wollen wir die kognitive Verhaltenstherapie und deren Ausbildungsinhalte näher darstellen. Was ist also Verhaltenstherapie? Nun, Menschen haben gelernt, sich in bestimmten Situationen auf eine angemessene Weise zu verhalten. Dieses Verhalten macht eine Interaktion mit Mitmenschen ebenso möglich, wie die Bewältigung des Alltags oder das Erkennen und Vermeiden realer Gefahren. Bei vielen psychischen Erkrankungen sind diese zivilisatorischen Verhaltensweisen gestört. Menschen reagieren auf alltägliche Situationen mit zunehmender Panik und entwickeln Verhaltensmuster, um Situationen zu meistern oder bestimmten Situationen aus dem Weg zu gehen. Mit Hilfe der Verhaltenstherapie wird das veränderte Verhalten der Patienten auf ein gesundes Maß geändert.

Der Grund für eine Verhaltensstörung liegt meist in den Gedanken begründet. Die meisten psychischen Krankheiten beinhalten eine gestörte Körperwahrnehmung oder eine gestörte Wahrnehmung der Gesellschaft. So führt die gestörte Wahrnehmung der Umwelt zu vielen Verhaltens- und Persönlichkeitsstörungen, wie Zwangsstörungen, dem Borderline-Syndrom, Depressionen oder Angststörungen. Entsprechend der psychischen Erkrankung werden verschiedene Formen der Verhaltenstherapie angewendet. Bekannt sind vor allem die kognitive Verhaltenstherapie und die Konfrontationstherapie.

Die Patienten, die eine Verhaltenstherapie beginnen, wissen nicht um diese Störung. Aus diesem Grund ist die Verhaltensanalyse der erste Schritt bei einer Verhaltenstherapie. Hierbei ergründet der Psychotherapeut gemeinsam mit dem Patienten die verschiedenen Verhaltensmuster im Alltag. Dabei ist vor allem interessant, in welchen Momenten sich ein Patient auf eine bestimmte Weise verhält. Die Situationen lösen bestimmte Gefühle und Gedanken aus, die ursächlich für ein geändertes Verhalten verantwortlich sind. Diese Gefühle und Gedanken sind meist Ausdruck eines Traumas – die Seele eines Menschen reagiert mit besonders starken Gefühlen auf erlittene Traumata, die nicht verarbeitet wurden. Um Traumata in Zukunft zu vermeiden, entwickelt der Patient entsprechende Verhaltensweisen.

Nachdem die Verhaltens- und Gedankenmuster im Bewusstsein des Patienten sind und auch das zugrunde liegende Trauma ergründet wurde, kann der Therapeut damit beginnen, die erlernten Verhaltensweisen zu ändern. Dies kann zum Beispiel durch eine kognitive Verhaltenstherapie geschehen. Hierbei soll dem Patienten bewusst werden, welche falschen Gedanken sich entwickeln und wie er im Einzelfall darauf reagiert. Dabei wird auch analysiert, ob die Befürchtungen der Realität standhalten und welche Gedanken und Reaktionen angemessen wären. Die Verhaltenstherapie besteht in diesem Fall darin, dass der Patient neue, positive Gedankengänge entwickelt und daran sein Verhalten anpasst.

Die Verhaltenstherapie gehört zu den Langzeittherapien, die nur durch absolute Mitwirkung des Patienten zu einem langfristigen Erfolg führen können. Dabei wechseln sich kleine Erfolge oftmals mit großen Rückschritten ab. Er selbst muss nicht nur sein Verhalten ändern wollen, sondern auch bereit sein, im Anschluss an die Therapie immer wieder Kontrollen durchzuführen, um einen Rückfall in die alten Verhaltensmuster zu verhindern.

Welche Störungen werden vor allem mit hilfe der kognitiven Verhaltenstherapie therapiert? Da ist neben den Angststörungen vor allem die Affektive Störung zu nennen:

Zunächst ein Überblick über die ICD-10 Kodierungen affektiver Störungen

F 3 Affektive Störungen

F 30 manische Episode (leichte, mittelgradige, schwere Episode sind möglich)

F 31 bipolare affektive Störung (leichte, mittelgradige, schwere Episode sind möglich)

F 32 depressive Episode

F 32.0 leichte

F 32.1 mittelgradige

F 32.2 schwere Episode, ohne psychotische Symptome

F 32.3 schwere Episode, mit psychotischen Symptomen

F 33 rezidivierende depressive Störungen (leicht, mittel, schwer, remittiert möglich)

F 34 anhaltende affektive Störungen

F 34.0 Zyklothymia

F 34.1 Dysthymia

Für die Diagnostik von Depressionen werden Fragebögen, wie zum Beispiel der BDI, der HAMD (Hamilton rating scale for depression) oder, für ältere Patienten die GDS (Geriatic Depression Scale) eingesetzt. Ebenfalls lässt sich das Ausmaß an Anhedonie (=Unfähigkeit sich an normalerweise positiven Aktivitäten zu erfreuen) mit Hilfe des Tübinger Anhedonie-Fragebogen (TAF) erfassen. Zur Differentialdiagnostik gegenüber der Sozialphobie kann auch der Unsicherheitsfragebogen durchgeführt werden.

Die Verhaltenstherapie wird mit Hilfe zahlreicher Methoden eingesetzt. Beispielhaft soll hier eine Methode näher dargestellt werden:

Das Premack-Prinzip ist eine Technik zur Verhaltensveränderung. Hierbei werden sehr häufig vorkommende Verhaltensweisen (diese Verhaltensweisen stellen vermutlich sekundäre Verstäker dar) als Verstäker für aufzubauendes Verhalten angewendet. Das Premck-Prinzip macht sich somit ein Verhalten für ein anders zu nutzen. Dabei wird ein erwünschtes Verhalten (z.B. innerliches Aufsagen ermutigender Sätze, wie “Ich schffe das”), welches eine NIEDRIGE Auftrittswahrscheinlichkeit hat, an ein Verhalten mit großer Auttrittswahrscheinlchkeit gekoppelt (z.B. Griff nach dem Protemonai).

Hintergrund: Das Premack-Prinzip ist eine Fortentwicklung auf dem Gebiet der Verhaltensformung durch Belohnung (der operanten Konditionierung). Schon lange vorher waren Testtiere – zum Beispiel in einer Skinner-Box – dazu gebracht worden, einen Hebel zu drücken, weil dieses Verhalten durch Futter belohnt wurde. Premack hatte seinerzeit den Gedanken, dass man einen solchen Zusammenhang (zum Beispiel: auf das Laufen in einem Laufrad folgt eine Belohnung in Form von Trinken-Dürfen) gleichsam auf den Kopf stellen könne: Bei Ratten konnte er tatsächlich zeigen, dass einerseits das Trinken-Dürfen nach einem Lauf im Laufrad – aus einer zuvor nicht verfügbaren Flasche – das Laufverhalten beförderte, dass umgekehrt aber auch das Laufen-Dürfen (sprich: das Lösen einer Bremse am Laufrad durch den Versuchsleiter, wenn an der Wasserflasche geleckt wurde) zu einer Steigerung des Leckens an der Wasserflasche führte. Die Erkenntnis einer Umkehrbarkeit der Zusammenhänge deckte eine überraschende Unzulänglichkeit der damals vorherrschenden Lerntheorien auf, besagt das Premack-Prinzip doch nichts anderes als: Verhaltensweisen mit hoher Auftretenswahrscheinlichkeit (beim Menschen zum Beispiel spielen) können als Verstärker für Verhaltensweisen mit geringer Auftretenswahrscheinlichkeit (zum Beispiel Vokabeln lernen) verwendet werden. Auch mehr als 40 Jahre nach seiner Formulierung hat das Premack-Prinzip nichts von seiner Bedeutung für die Verhaltensformung verloren.