Diese Neuerscheinung überraschte mich in mehrfacher Hinsicht – Spoiler vorweg: unter dem Strich aber leider eher negativ.
Mit dem Titel verband ich kurzweilige Ausführungen zu guttuenden Impulsen der eigenen Lebensgestaltung. Letztlich soll dies wohl auch so gemeint sein, doch die Verpackung der „Miniaturen“ trifft die Lesenden ggf. etwas unerwartet, nämlich äußerlich etwas redselig und inhaltlich etwas lahm.
Doch der Reihe nach. Die Ausführungen von Manfred Spitzer sind wie populärwissenschaftliche Erkenntniserzählungen nach bestimmten Prinzipien ausgestaltet: Eingangs erfolgt eine kleine, sicherlich auch kreativ gehaltene Einführung des Autors zu einem gesundheitsfördernden Aspekt wie bspw. dem der Musik, des Waldes und dem Ehrenamt. Auf den weiteren Seiten wird der jeweilige Faktor dann beleuchtet und näher ausgeführt und seine positive, wohltuende Wirkung auf uns Menschen durch diverse Studienergebnisse belegt.
Es gibt (und dies war eine unverhoffte positive Überraschung!) zu jedem Kapitel auch Abbildungen und Illustrationen, meist sogar in Farbe… Und spätestens zum Ende des Kapitels hin kann sich der oder die Lesende die Kernerkenntnisse aus den Darlegungen Spitzers herausziehen.
Diese Erkenntnisse sind aber – und das ist das Problem – nicht unbedingt unbekannt. Denn dass wir „Stadtmäuse“ dringend Grünes um uns brauchen, weil wir dann weniger depressiv, gestresst und ängstlich sind, wussten wir doch eigentlich schon. Das Grau der betonierten Städte ist nicht nur uninspirierend, sondern macht uns auch potenziell krank – in dieser Hinsicht ist bekanntermaßen jede Landmaus im Vorteil.
Dass weltweit das, was selten ist, nachgefragt und begehrt wird, war uns eigentlich auch bereits bekannt. Hier erfahren wir es nochmals am Beispiel der – global gesehen – seltenen blauen Augen, die im braunäugigen Sizilien auf so viele Fans und Verehrer*innen treffen.
Weitere Ausführungen betreffen die Musik: Spitzer erläutert in einem Kapitel, wie gut den Menschen gemeinsames Musizieren tut: Es fördere uns sowohl als Individuum wie auch als Gemeinschaftswesen, da wir mehr kooperieren und uns gegenseitig unterstützen. Ähnlich sei es – nächstes Kapitel – mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit: Sie befriedigt nicht nur die Bedürfnisse des Erhaltenden, sondern auch des Gebenden – denn bei beiden wird das Belohnungssystem aktiviert. Insofern ist die soziale Verbundenheit im nur scheinbar altruistischen Akt des Helfens für beide Seiten toll. Prima. Freut mich. Aber auch hier: Hat man darüber nicht schon mal gelesen?
Die einzelnen Kapitel wirken daher wie eine von sich und dem Thema begeisterte Zusammenfassung von zwar sicherlich relevanten, aber nicht unbedingt brandneuen Erkenntnisse aus Neurowissenschaft und Psychologie. Manfred Spitzer hat sich mit dem Buch, so scheint es mir, selbst ein Geschenk gemacht. Oder ein neues Denkmal zwischen väterlich-literarischer Schreibe und wissenschaftlicher Denke gesetzt.
Mich hat es nicht angesprochen. Schade. Aber das ist das bekannte (eigene) Problem mit Erwartungen…