Psychologie Bachelor, Master, Diplom – Welche Abschlüsse sind relevant?

[toc]Diplom, Bachelor, Master. Unser Hochschulsystem hält viele akademische Titel für Absolventen bereit. Was hat es auf sich mit diesen Abschlüssen, wie unterscheiden sie sich und welcher Abschluss ist der richtige für die individuelle Karriereplanung? Gibt es eigentlich einen Unterschied zwischen einem Psychologen und einem Diplom-Psychologen. Was hat sich mit dem Bologna-Prozess geändert?

Insbesondere im Bereich Psychologie ist es interessant zu wissen welcher Abschluss den Weg zum beruflichen Erfolg ebnet. Für manche Stellen reicht ein Bachelorabschluss aus, andere Arbeitgeber verlangen einen Masterabschluss oder ein Diplom, manchmal auch mit Promotion oder unterschiedlichen Weiterbildungen bzw. Zusatzausbildungen. Wie passt all das zusammen? Was hat sich in den letzten Jahren verändert? Was ist wichtig? Was ist in Bologna passiert?

Bologna-Prozess

Der Bologna-Prozess stellt eine entscheidende Veränderung in der Vergabe von Hochschul- und Universitätsabschlüssen dar. Ziel war es einen europäischen Hochschulraum mit vergleichbaren, einheitlichen Abschlüssen zu schaffen sowie die Mobilität im Hochschulwesen und auf dem Arbeitsmarkt zu steigern. Hierbei entstand unter Anderem das European Credit Transfer System  (ECTS), welches die studentischen Leistungen mithilfe eines Punktesystems, sogenannter Credit Points, kategorisiert und unter anderem ein Studium an verschiedenen Universitäten oder auch Auslandssemester erleichtert. Für ein Bachelorstudium erhält man insgesamt 180-240 Credit Points, für den Master gibt es 60-120 Credit Points.

Der Begriff Bologna-Prozess geht auf eine im Jahr 1999 von neunundzwanzig europäischen Bildungsministern unterschriebene Vereinbarung in der italienischen Stadt Bologna zurück, bei der die genannten Ziele vereinbart wurden. Man wollte aus den vielen, teils sehr unterschiedlichen, Standards ein einheitliches System und eine Vergleichbarkeit der europäischen Hochschulabschlüsse schaffen. Die Umstellung auf das Bachelor-Master System gilt dabei jedoch nicht für alle Studiengänge. Es gibt einige Studienfächer, in denen nach wie vor ein Diplom erworben werden kann.

Bachelor

Der Bachelorabschluss wird nach einem erfolgreich absolvierten drei- bis vierjährigen Grundlagenstudium an einer Universität oder Hochschule, früher auch Fachhochschule vergeben. Er qualifiziert für eine berufliche Tätigkeit im jeweiligen Fach oder gegebenenfalls ähnlichen Bereichen, sowie für die Aufnahme eines Masterstudiums. Für das Absolvieren der Psychotherapeutenausbildung ist dieser Abschluss nicht hinreichend, hierfür muss ein Diplom oder Masterabschluss erreicht werden.

Die beruflichen Möglichkeiten nach dem Bachelor sind aber dennoch sehr vielfältig, sodass ein Master nicht zwingend erforderlich ist um psychologisch tätig zu werden. Die freie Wirtschaft hält viele Stellen für Bachelorabsolventen bereit. So ist es möglich abseits der traditionellen Pfade der klinischen Psychologie beispielsweise in den Bereichen Personalwesen, Consulting oder Marktforschung tätig zu werden.

Master

Die Zulassung zum Masterstudium erfordert ein abgeschlossenes Bachelorstudium. Es dient als eine Art Vertiefungsstudium. Dabei gelten für die einzelnen Fächer und Programme besondere Zulassungsbestimmungen. Diese können neben der Eingrenzung auf ein bestimmtes Fach auch einen Numerus Clausus beinhalten. Manche Masterprogramme stehen auch Absolventen verschiedener Studiengänge offen.

Das bereits angeeignete Wissen wird akademisch ausgebaut und schwerpunktorientiert gefestigt. Hierbei gibt es im Bereich Psychologie oft eine sehr hohe Nachfrage. Es ist daher für viele Absolventen interessant das Masterstudium im Ausland aufzunehmen. Einerseits stellt die Zweiteilung des Studiums im Vergleich zum Diplom eine Hürde dar, andererseits ist es möglich verschiedene Hochschulen kennenzulernen, auf die Grundlagen im Bachelorstudium aufzubauen oder den vertiefenden bzw. ergänzenden Teil der akademischen Ausbildung individuell und schwerpunktorientiert zu wählen. Auch ein Master im Ausland ist eine beliebte Möglichkeit. Mit dem Masterabschluss vermehren sich die beruflichen Möglichkeiten.

Diplom

Das Diplomstudium schliesst mit dem berufsbefähigenden Diplom ab. Das Studium ist unterteilt in ein zwei- bis viersemestriges Grundstudium, auf das ein drei- bis sechssemestriges Hauptstudium folgt. Das Grundstudium wird mit dem Vordiplom abgeschlossen. Die akademische Ausbildung ist hierbei aber erst mit dem Diplom abgeschlossen. Seit dem Bologna-Prozess im Jahr 1999 ist die Anzahl der Diplomstudiengänge stark zurück gegangen, in einigen Bereichen macht diese Struktur jedoch nach wie vor Sinn. Das Psychologiestudium wird heute mit den Abschlüssen Bachelor of Science oder Master of Science abgeschlossen. Die Bezeichnung Diplom-Psychologe oder auch Dipl.-Psych. wird also zunehmend durch die Berufsbezeichnung Psychologe Master of Science/ M.Sc. ersetzt.

Psychologe

Die Berufsbezeichnung Psychologe ist in Deutschland geschützt und darf nur mit abgeschlossenem Diplom- oder Masterstudium geführt werden. Es ist jedoch auch möglich bereits nach dem Bachelorabschluss eine berufliche Tätigkeit im Bereich Psychologie auszuführen. In vielen Stellenangeboten für Psychologen steht explizit, dass ein Masterabschluss oder Diplom für die Tätigkeit verlangt wird.

Diplompsychologe

Der Begriff Diplompsychologe darf nur von Absolventen eines Diplomstudiums der Psychologie geführt werden. Oftmals gibt es Verwechselungen zwischen Psychologen und Diplompsychologen oder es herrscht Unklarheit darüber welche Bezeichnung korrekt ist. Seit dem Bologna-Prozess gibt es beide Bezeichnungen für vollständig ausgebildete Psychologen.

Der Masterabschluss und das Diplom sind gleichwertig. Beide sind Voraussetzung für das Führen der Berufsbezeichnung Psychologe. Ein Diplompsychologe ist also auch berechtigt sich Psychologe zu nennen. Beide Abschlüsse, das einstige Diplom und der etwas neuere Master, ebnen den Weg zur Psychotherapeutenausbildung, einem Promotionsvorhaben oder einer beruflichen Tätigkeit als Psychologe.

Psychotherapeut

Für viele Psychologen ist es attraktiv als Psychotherapeut zu arbeiten. Psychotherapeuten sind Psychologen oder Ärzte mit mehrjähriger psychotherapeutischer Weiterbildung. Für eine psychotherapeutische Weiterbildung ist ein Masterabschluss oder ein Diplom erforderlich. Es wird hierbei in psychologische und ärztliche Psychotherapeuten unterschieden. Die Psychotherapeutenausbildung dauert drei bis fünf Jahre und baut auf ein abgeschlossenes Masterstudium in Psychologie oder ein Staatsexamen im Fach Medizin auf.

Wozu das ganze?

In erster Linie stellt die Umstellung auf die Abschlüsse Bachelor und Master einen wichtigen Schritt in Richtung Mobilität dar. Es ist durch das Credit Point System wesentlich einfacher geworden, akademische Leistungen zu vergleichen und sich zu orientieren. Nicht nur international ist dies von Bedeutung, sondern beispielsweise auch bei einem Studiengangs- oder Hochschulwechsel. Leistungen, die in einem anderen Studienfach in bestimmten Modulen erbracht wurden, können so in einem anderen Studienfach, in dem diese Leistungen ebenfalls relevant sind, angerechnet werden.

Es ist durch die beiden neuen Abschlüsse möglich bereits im Studium zu entscheiden mit welcher Ausrichtung, mit welchem Ziel, man studieren möchte. Durch die mittlerweile sehr starke Vernetzung und Differenzierung verschiedener Berufsfelder ist es so möglich sich stärker zu spezialisieren. Es gibt heute Psychologen in vielen sehr unterschiedlichen Unternehmen, Forschungszweigen und Institutionen. Es ist dabei hilfreich zwischen Masterprogrammen mit verschiedenen Schwerpunkten wählen zu können um sich gezielt den expliziten Erfordernissen des zukünftigen Wirkungsbereichs widmen zu können.