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Kompass Burnout – Theo Jannet – Beltz Verlag

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Immer wieder hört man davon, dass Menschen, die sich verirrt haben, meist im Kreis laufen. Jedoch laufen Menschen, die die Orientierung verloren haben, eher in Kurven oder im Zickzackkurs. Sicher ist zumindest, dass sie nicht geradlinig laufen. Denn um eine gerade Strecke zurückzulegen, benötigen sie eine Orientierungshilfe. Zum Beispiel in Form eines Kompasses. Auch Burnout-Betroffene sind orientierungslos, können ihren Kurs im Leben nicht halten oder drohen aus dem Blickfeld zu geraten. Und genau deswegen hat der erfahrene Diplom-Pädagoge und Gestaltpsychotherapeut Theo Jannet seinen Ratgeber „Kompass Burnout – Alles, was Sie für Ihren persönlichen Ausweg brauchen“ wie einen Kompass aufgebaut und gibt analog den Himmelsrichtungen vier Richtungen („Orientierung“, „Behandlung“, „Selbstmanagement“ und „Gesundung“) vor, die Betroffene einschlagen sollten, um ihre persönliche Route wiederzufinden.

Theo Jannet berät seit Jahren Menschen mit Depressionen und Burnout-Syndrom für eine große deutsche Krankenkasse. Bereits über 1500 Burnout-Persönlichkeiten hat er gezeigt, wie gerade ihr hoher Selbstanspruch und sportlicher Ehrgeiz sie wieder aus der Krise herausführen. Und genau dieser große Erfahrungsschatz spiegelt sich auch in seinem Buch wider. Dabei wird er keineswegs belehrend, sondern übermittelt sein Wissen mit verständlicher, eindringlicher und präziser Sprache.

Im ersten Abschnitt „Was ist bloß los mit mir?“ erhält man eine erste Orientierung zur Diagnose Burnout-Syndrom mit all ihren Grenzen, Folgen und Missverständnissen. Theo Jannet benennt Symptome, beschreibt die 12 Stadien der Erkrankung, gibt Beispiele für typische Burnout-Persönlichkeiten und erläutert die Parallelen zwischen den Phänomenen Burnout und Sucht, da bei näherer Betrachtung bei den Betroffenen eine Arbeitssucht („Workaholic“) vorliegt. Um festzustellen, ob man (bereits) gefährdet ist, befindet sich im Buch ein Fragebogen, der dabei hilft, die eigene Arbeitsbelastung einzustufen und gegebenenfalls mit entsprechenden Mitteln gegenzusteuern.

Im zweiten Abschnitt „Wie erhalte ich Hilfe?“ zeigt Theo Jannet die unterschiedlichen Formen der Burnout-Behandlung auf und erklärt Schritt für Schritt die Vorgehensweise. Hierbei geht er auf die unterschiedlichen, anerkannten therapeutischen Verfahren sowie den möglichen medikamentösen Behandlungsmethoden ein und bespricht handlungsbezogen die Vor- und Nachteile. Zudem bekommt man anhand eines Wochenplans einen Einblick in den Ablauf einer stationären bzw. teilstationären Behandlung.

Der dritte Abschnitt handelt vom Selbstmanagement. Hier beschäftigt sich der Autor mit der Frage „Was tut mir jetzt gut?“ und gibt Anregungen zur Selbsthilfe. Bei dieser Gelegenheit geht Jannet auf das Thema Identitätskrise ein, die bei Burnout-Persönlichkeiten schon immer vorhanden war oder spätestens bei Beginn der Krankheit eintritt. Er erklärt anhand Hilarion Petzolds 5 Säulen-Konzept, wie sich die Identität zusammensetzt und beschreibt die verschiedenen Typen. Weiterhin benennt er verschiedene Methoden, um Stress abzubauen oder Ruhe zu finden. Bewegung, Sport, Entspannung und Achtsamkeit sind hilfreiche Mittel und werden anhand von Patientenbeispielen unterlegt. Zudem thematisiert er wie man zum guten Schlaf zurückfindet, wie man bewusster im Umgang mit sozialen Kontakten wird und wie man Angst in Kraft verwandeln kann.

Im vierten und letzten Abschnitt beschäftigt sich Jannet mit der FrageWie geht es weiter?und gibt Tipps für eine nachhaltige Gesundung. Hier geht es um die Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit in Form einer beruflichen Rehabilitation, der beruflichen Wiedereingliederung, einer möglichen Verrentung oder auch einer eventuellen Behinderung, die sich aus einem Burnout entwickeln kann. Anhand von Beispielen aus seiner Praxis gibt er Tipps für die weitere Verfahrensweise. Schließlich beschreibt er noch drei Schutzfaktoren gegen Burnout und regt Betroffene dazu an, das Leben als Spiel und die eigene Erkrankung als eine Art Heldenreise anzusehen. Durch diesen Umdenkprozess ändert sich der Zugang zur Krankheit und zur eigenen Person.

Jeder der vier Abschnitte endet mit einem zusammenfassenden Fazit und einem sogenannten „Blick nach vorn“, in dem der Autor dem Leser anregende Fragen zum jeweiligen Thema stellt. Um das Buch abzurunden, gibt es im Anhang eine Liste mit nützlichen Adressen und Links, Tipps zu weiterführender Literatur, eine Zusammenfassung der rechtlichen Grundlagen sowie ein Interview mit einem Betroffenen, der stellvertretend für viele Menschen einen Einblick in seine schwere Krise gibt.

Das Buch richtet sich in erster Linie an unmittelbar Betroffene und bietet zahlreiche Tipps und Anleitungen, die den Weg zu einem persönlichen Neuanfang leichter machen. Selbstverständlich können aber auch Menschen, die mit Burnout-Persönlichkeiten zu tun haben von Jannets Wissen profitieren, um Betroffenen beratend und unterstützend zur Seite zu stehen. Der Ratgeber kann im Ganzen gelesen werden, aber auch gezielt zu bestimmten Fragestellungen und Aspekten zurate gezogen werden. Auch in der Rückschau auf eine überstandene Krise findet man Hinweise und Möglichkeiten, die Gesundung und Verbesserung der Lebensqualität langfristig zu sichern.

Fazit: Kompakt, hilfreich und informativ. Dieser Ratgeber enthält alle Informationen, die eine Burnout-Persönlichkeit benötigt, um einen Ausweg aus ihrem persönlichen Teufelskreis zu finden.