Musiktherapie Praxisbeispiel Krebserkrankung

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Musiktherapie

6.3.3 Die Krebskranke Frau N.

Ein anderes Beispiel einer Musiktherapiebehandlung ist die vom Autor und Musiktherapeuten Heiner Ruland mit der Patientin der Frau N., die an Muttermundkrebs und eng an dieser Krankheit liegende Depression litt.
Als “erstes wird an diesem Morgen versucht, von Therapeut und Patient auf der Leier zu spielen. Es soll das Fließen des Wassers musikalisch ausgedrückt werden. Das Strömen des Wassers musikalisch nachzuahmen, braucht rhythmisches Gefühl. Der Fluß wird so dargestellt, daß von tiefen Tönen zu hohen Tönen geglitten wird. Es ergibt ein rhythmisches hin und her. Der innere Rhythmus des Spielenden kommt zum Vorschein. Hierbei spielt der Therapeut auf der Leier vor^ und der Patient spielt erst einmal nach. Nun kommt allerdings eine weitere Variante zum Strömen des Wassers hinzu. Es sollen nun Perlen dargestellt werden, die in diesem Fluß ab und zu hervorglitzern. Dieses wird musikalisch dadurch erreicht, daß der Patient, im Gegensatz zum vorherigen Gleiten, einzelne, abgegrenzte Töne spielt. Frau N. hatte nun mehr Mühe, das Gleiten und Strömen, also den Rhythmus des Wassers darzustellen, als die einzelnen Töne, die Perlen im Wasser nachzuspielen. Daß Frau N. nun besser ^ die einzelnen herausstehenden Töne spielen kann, als den Rhythmus des Wassers nachzuahmen, zeigt dem Therapeuten, daß Frau N. eher ein „Kopfmensch” ist als ein „Lebens- und Bewegungsmensch”. Das war also ein erstes Abtesten des Patienten. Frau N. begreift auch sehr schnell, worum es bei dem Musizieren geht. Es werden seelische, archetypische Urbilder in das Jetzt und die Musik gespielt. Diese Urbilder sind mit Gefühlen, Emotionen und Empfindungen gekoppelt, die man, mit ein wenig Übung, beim Musik¬machen betrachten kann. Dieser Bewußtseinszustand holt Frau N aus ihrer normalen eingegrenzten depressiven Erlebniswelt, y. Von Therapiestunde zu Therapiestunde wird sich Frau N. jetzt mehr und mehr für diese Urgefühle in sich öffnen können. Ihr eingeschränktes Denken, das sich immer um ihre Krankheit dreht, kann sie lockern, um sich und ihr Innenleben zu erleben. Die unterdrückten Ängste vor dem Sterben kommen letztlich im Therapeutischen Gespräch heraus und werden verarbeitet (Vgl. 5, S. 10 -17).

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