Herr Freiherr von Falkenhausen, Sie sind Leiter des IEK (Institut für Entspannungstechniken und Kommunikation). Welche Ausbildungen bietet Ihr Institut im Bereich „Musiktherapie und Psychologie“ an?
Unser Institut bietet eine Ausbildung zur*m Musik- und Klangtherapeut*in an den Ausbildungsstandorten Berlin, Köln, Braunschweig und Gran Canaria an. Die Ausbildungen in Berlin, Köln und Braunschweig sind so konzipiert, daß sich die Teilnehmenden in einen einjährigen Ausbildungsprozess begeben, der bestimmte Präsenzphasen am jeweiligen Institut vorsieht. Eine Vielzahl der Ausbildungsteilnehmenden am IEK absolvieren ihre Ausbildung berufsbegleitend. Sie studieren oft eigenständig die relevante Theorie und gewinnen die notwendige Praxis während der Präsenzzeiten, die auch dazu dienen, das eigenständig Gelernte mit den anderen Teilnehmenden zu diskutieren und die Supervisionsangebote der IEK-Dozent*innen in Anspruch zu nehmen. An unserem Institut in Köln kann man zusätzlich zur Ausbildung zur*m Musik- und Klangtherapeut*in noch eine Kunsttherapie-Ausbildung absolvieren, die ebenso musiktherapeutische Module integriert.
Welche der Ausbildungen sind ohne Abitur absolvierbar?
Die Mehrzahl unserer Ausbildungsteilnehmenden arbeiten bereits in einem bereichsspezifischen Beruf. Dieser basiert in der Regel auf einem Studium der Sozialwissenschaften, der Pädagogik oder der Psychologie, oder begründet sich durch eine Therapeut*innen-, Erzieher*innen- oder Lehrer*innenausbildung. Im Falle der Musiktherapie-Ausbildung melden sich aber auch oft Berufsmusiker*innen sowie Personen an, die mit Stimme und Klang arbeiten. In letzter Zeit haben sich auch viele Dozent*innen von Musikschulen bei uns beworben. Unsere Ausbildungen sind zwar alle auch ohne Abitur absolvierbar, gehören aber zum ‚klassischen‘ Angebot beruflicher Weiterqualifikation und -bildung.
Welche Zielgruppen sprechen Sie mit den Ausbildungen im Bereich „Musiktherapie und Psychologie“ an? Schulabsolvent*innen, Heilpraktiker*innen oder Personen mit abgeschlossenem Studium?
In erster Linie sprechen wir Personen an, die eine bestimmte Begabung für den Berater*innen- und Therapeut*innenberuf haben, die durch ihre praktischen und Reflexionskompetenzen einen qualifizierten Beitrag zur Arbeit mit Menschen im Allgemeinen leisten. Diese Personen während der Ausbildungszeit zu fördern, ihr Einfühlungsvermögen und vor allem soziale Kompetenzen zu schulen, sie aber auch in ihrer Kreativität zu unterstützen und ihnen zu helfen, ihr ganzes Potential entfalten zu können, ist unser höchstes Bestreben. Oft gelingt es unseren Ausbildungsteilnehmenden, die erlernten therapeutischen und beratungspsychologischen Fachkompetenzen mit ihrem jeweilige Bildungshintergrund zu verknüpfen und somit neue Handlungsperspektiven in beruflicher wie auch persönlicher Hinsicht zu entwickeln.
Sind diese Ausbildungen als Fernstudium, als Präsenzstudium oder als Onlinestudium konzipiert?
Durch unsere konsequente Fokussierung auf Praxis und Selbsterfahrung sind alle IEK-Angebote Aus- bzw. Weiterbildungsangebote, wir verstehen sie nicht als Studium im klassischen Sinne. Wir glauben vielmehr daran, dass man bei einer Ausbildung für einen Therapeut*innenberuf auch an ‚realen Menschen‘ lernen und nicht nur mit theoretischem Lehrmaterial zu tun haben sollte, wie es bei vielen Fern- und Onlinestudiengängen oft der Fall ist. Zwischen den Präsenzphasen haben die Teilnehmenden aber die Möglichkeit, im eigenen Lerntempo und nach eigenem Ermessen auch die theoretische Literatur zu vertiefen, das Lehrskript in Ruhe zu studieren oder an einem Praktikum sowie an Intravisionsgruppen im gewünschten Bereich teilzunehmen. Als Angebot im Bereich der Weiterbildung von Erwachsenen legen wir großen Wert auf die Autonomie der Lernenden, weshalb ein Großteil der Ausbildungen am IEK selbständiges Lernen seitens der Teilnehmenden erforderlich macht.
Greifen wir einmal die Ausbildung „Musiktherapie“ heraus. Wie würde diese ablaufen, welche einzelnen Module werden vermittelt? Sind auch praktische Anteile im Lehrplan?
Wie bereits erwähnt, sind alle unsere Ausbildungen stark praxisorientiert. Nach 20 Jahren Erfahrung in der Aus- und Weiterbildung für therapeutische und pädagogische Berufe wissen wir genau, worauf es im praktischen Berufsalltag ankommt. In der Ausbildung zur*m Musik- und Klangtherapeut*in werden etwa die jeweiligen Störungsbilder, die in der Musik- und Klangtherapie vorkommen können, diskutiert und auch in den Selbsterfahrungseinheiten thematisiert. Im Anschluß entwickeln die Ausbildungsteilnehmenden die Fähigkeit, selbständig beratende oder therapeutische Sitzungstypen zu den Störungsbildern mit fundierten und differenzierten Interventionsmethoden durchzuführen und diese mit ihrem jeweiligen Bildungshintergrund zu verknüpfen. Darüber hinaus setzen wir auch den Schwerpunkt auf Gruppenanleitungen in den bekannten musiktherapeutischen Berufsfeldern. Im Vergleich zu Studiengängen mit eher theoretischem Fokus oder langjährige Ausbildungen, die Interessent*innen hinsichtlich des beruflichen Hintergrundes schnell auch mal als überqualifiziert einstufen, lernt man am IEK, was wirklich zentral ist für die praktische musik- und klangtherapeutische Arbeit. Und genau das wissen inzwischen auch viele Personalleiter*innen von Kliniken und anderen sozialen Einrichtungen. Das IEK-Zertifikat für Musik- und Klangtherapie genießt inzwischen eine hohe Anerkennung in der musiktherapeutischen Fachwelt. Die gründet sich zum Beispiel auf der Tatsache, dass die in unseren musiktherapeutischen Ausbildungen erworbenen Entspannungstechniken den qualitativen Anforderungen der Krankenkassen bzw. der Kassenärztlichen Vereinigung voll entsprechen. Somit werden die absolvierten Unterrichtseinheiten unter der Maßgabe einer Einzelfallprüfung bei bestehender Grundqualifikation von den Krankenkassen hinsichtlich des §20 SGB V (Primärprävention) bzw. von der Kassenärztlichen Vereinigung hinsichtlich des „Einheitlichen Bewertungsmaßstabs im Bereich übender Techniken“ als spezifische Qualifikationen grundsätzlich anerkannt. Viele unserer Absolvent*innen gelangen auf diesem Weg zusätzlich zu einer Krankenkassenanerkennung für die eigene Praxis und verknüpfen die erlernten Entspannungstechniken mit der musik- und klangtherapeutischen Arbeit.
In welchen Kontexten arbeiten die Absolvent*innen des Bereichs „Musiktherapie“? Was sind typische Berufsbilder, in denen die ehemaligen Ausbildungskandidat*innen heute tätig sind?
In den letzten 20 Jahren hat sich die Musiktherapie in Deutschland in allen sozialen, psychologischen und medizinischen Berufsfeldern etabliert. Immer mehr medizinische und soziale Einrichtungen gehen dazu über, auch komplementärmedizinische Verfahren in ihr Tagesgeschäft zu integrieren, so dass der Angebotsbedarf an Musiktherapeut*innen aktuell größer ist als die konkrete Nachfrage. Die meisten unserer Absolvent*innen finden ihre berufliche Verwirklichung in Kliniken, Kur- und Seniorenheimen, aber auch in Schulen, Kindertagesstätten oder in der eigenen Praxis. Viele stellen sich mit ihrer selbständigen Tätigkeit und individuellen Internetseiten auf Entspannungsportal.com vor, einer Einrichtung des IEK, um den Netzwerkgedanken unter den Absolvent*innen unserer Ausbildungen zu fördern.
Abschließend die Frage: Sie bieten auch Ausbildungen auf den Kanaren an, ist dort auch für Unterkunft und Freizeitaktivitäten der Teilnehmenden gesorgt?
Unsere Musiktherapie-Ausbildung auf Gran Canaria ist ein besonderes Erlebnis. Man kann ganz hervorragend Ausbildung und Urlaub verbinden. In einem traumhaft gelegenen Seminarzentrum wird nicht nur gemeinsam gelernt, sondern auch gelebt. Die Unterkunft wird in der Regel selbst organisiert. In der Ausbildung sind aber Exkursionen integriert wie zum Beispiel die Fahrt mit einem Katamaran zu den vor der Küste lebenden Walen und Delfinen. Auch diese Erfahrungen werden in den musiktherapeutischen Settings innerhalb der Ausbildung dann aufgearbeitet und supervidiert.
Herr Freiherr von Falkenhausen, vielen Dank für das Interview.
Und ergänzend noch der Link zum Angebot des IEK im Bereich Musiktherapie sowie die Website des IEK