Die Autorinnen Dr. Friederike Potreck-Rose und Dr. Gitta Jacob, sind beide psychologische
Psychotherapeutinnen und Dozentinnen in Freiburg. Wie der Titel zum Ausdruck bringt, ist
dieses Buch vor allem für Leser geschrieben, die psychotherapeutisch oder auch im
Coachingbereich mit Menschen arbeiten. Ziel ist es, Interventionen auf einer gut fundierten
theoretischen Grundlage anzubieten, um Psychotherapeuten und Coaches dabei zu
unterstützen, das Selbstwertgefühl ihrer Klient*innen zu stärken. Das in Teil I und II
aufgeteilte Buch ist klar gegliedert in einen theoretischen Teil und einen Praxis-Teil.
Im Teil I erfahren Leser*innen die theoretischen Grundlagen für die Arbeit, z.B. welchen
(hohen) Stellenwert Selbstwert, Selbstvertrauen und Selbstakzeptanz in der Psychotherapie
haben. Weiter erfahren sie viel über die Dynamik des Selbstwertes mit Selbstwert dienlichen
Strategien aus ihren unterschiedlichen Bezugspunkten heraus, sowie (als Exkurs) zur
Selbstwertmotivation und ihren Implikationen für die Psychotherapie. Mit Hilfe einer Grafik
werden die „Vier Säulen des Selbstwertes“, die aus Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen,
Soziale Kompetenz und Soziales Netz bestehen, dargestellt und erläutert. Hier werden auch
die Bedeutungen der Begriffe genau erklärt. Die psychologische Definition des Begriffes
„Selbst“ wird hier in seiner geschichtlichen Entwicklung kurz berührt.
Teil II führt direkt in die praktische Arbeit, wie Therapeuten im Einzelsetting mit ihren
Klient*innen den Selbstwert positiv stärkende Interventionen anbieten und
Übungsanleitungen vermitteln können.
Hier werden in Kapitel 4 die Stufen der Selbstzuwendung für eine Sensibilisierung des Ichs
ausgeführt: 1. Achtsam sein – 2. Sich selbst liebevoll begegnen – 3. Für sich sorgen. Kapitel
5 zeigt verschiedene Übungsanleitungen zur Selbstakzeptanz durch die Differenzierung des
Wertesystems und Kapitel 6 zeigt Wege zum Selbstvertrauen über Selbstregulation und
Selbstkontrolle. Hier findet man auch die in vielen Bereichen bewährte Zielarbeit mit genauer Anleitung. Alle Anleitungen sind leicht verständlich und sofort anwendbar beschrieben.
Kapitel 7 beschäftigt sich mit Risiken selbstwertstärkender Interventionen und Kapitel 8 gibt
noch Hinweise für den Einsatz der Interventionen im psychotherapeutischen
Gesamtkonzept.
Fazit
Das Buch von Friederike Potreck-Rose und Gitta Jacob ist ein Fachbuch für im
psychotherapeutischen Bereich Arbeitende. Es ist gut strukturiert, so dass man es je nach
Vorbildung nicht unbedingt von Anfang bis Ende lesen muss, sondern auch sofort zu den
verschiedenen Interventionen und Übungen springen kann. Dabei bietet es eine gut
durchdachte Struktur für die Therapie an. Ein umfangreiches Literaturregister am Ende zeigt
die Fülle an Arbeit, die sich die Autorinnen für dieses Buch gemacht haben. Die Grafiken
sind hilfreich und besonders das Vier-Säulen-Modell hervorragend verbildlicht.
Gewünscht hätte ich mir doch noch ein etwas genaueres Bild über die Bedeutung des
„Selbst“ als Konstrukt, um es Klient*innen zu vermitteln. Es hätte mich sehr interessiert,
welche Sichtweisen die Autorinnen hierzu haben. Z.B. das Selbst im Jung’schen Sinne: als
die „dem Ich übergeordnete Ganzheit“. Um hier Klienten eine Möglichkeit der achtsamen
Wahrnehmung durch einen wertschätzenden inneren Beobachter zu geben und gleichzeitig
das „Ich“ als „Ego“ vom „Selbst“ zu unterscheiden. Dann wäre auch die Gefahr, Klienten
durch Stärkung des Selbstwertes in eine egozentrische, hedonistische Richtung zu
bewegen, (Teil II, Kapitel 7) nicht gegeben.
Alles in allem ein sehr hilfreiches Buch, das die Arbeit mit den Klient*innen unterstützt, und
von mir uneingeschränkt weiterempfohlen wird.