Viktor E. Frankl, geb. 1905 in Wien, gestorben 2007 ebenda, war ein österreichischer Arzt und Psychiater, sowie Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, welche auch als „dritte Wiener Schule“ bezeichnet wird. Er war zudem Professor für Neurologie und Psychiatrie in Wien, Harvard und zahlreichen anderen Universitäten. Mehr als zwanzig Universitäten weltweit haben ihm einen Ehrendoktortitel verliehen.
Ausgangspunkt dieses Buches ist Frankls eigene Erfahrung im Konzentrationslager. Im Alter von siebenunddreißig Jahren wurde er deportiert und in verschiedenen Lagern gefangen gehalten, gefoltert und als Arzt eingesetzt. Er überlebte das Konzentrationslager. Aus seinen Erinnerungen, Gedanken und Erlebnissen ist das Buch „Und trotzdem ja sagen zum Leben – ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“ entstanden. Es wurden weltweit über zwölf Millionen Exemplare in insgesamt sechsundzwanzig Sprachen verkauft.
Frankls Buch ermöglicht einen fast unheimlichen, sehr intimen Einblick in den Alltag eines KZ-Häftlings, der sich dazu entschlossen hat, seine Erlebnisse zu dokumentieren und sie aus psychologischer Sicht zu beschreiben.
Die Vorstellung vor einer interessierten Zuhörerschaft einen Vortrag über psychotherapeutische Erfahrungen im Konzentrationslager zu halten, hielt ihn dabei regelrecht am Leben. Durch diese positive Zukunftsphantasie gelang es ihm trotz der grausamen Bedingungen und der Aussichtslosigkeit an etwas festzuhalten, das ihm Hoffnung gab.
Frankls Schilderungen sind unheimlich, brutal, kaum fassbar und gleichzeitig sehr berührend und sogar manchmal überraschend positiv. Es gelingt ihm mit diesem Buch einen Einblick in das innere Erleben eines KZ-Insassens zu schaffen, wie es sonst kaum möglich ist. Frankl macht bereits zu Beginn des Buch sehr deutlich, dass es ihm nicht um eine Anklageschrift geht. Er verzichtet komplett darauf die Dinge vor dem politischen und historischen Hintergrund zu bewerten und konzentriert sich einzig und allein auf das Leben und Überleben im KZ sowie zwischenmenschliche und psychologische Phänomene, die ihm dabei begegneten.
Das Buch ist packend und sehr beeindruckend. Es fällt bisweilen schwer sich die beschriebenen Geschehnisse in ihrer ganzen Heftigkeit vorzustellen. Trotz aller Grausamkeit und allen Schmerzes, der einen dieses Buch spüren lässt, verfügt es über viele anrührende Elemente, die den Leser davon überzeugen, dass selbst in Situationen größter Unmenschlichkeit und Härte Schönheit und Zusammenhalt entstehen können. Er beschreibt sehr detailliert und nachvollziehbar, welche Strategien Menschen anwenden um in größter Not Halt zu finden und die Hoffnung sowie den Verstand nicht zu verlieren.
Genau diese Herangehensweise an menschliche Krisen zeichnet auch Frankls Lebenswerk aus und hat seinen beruflichen Werdegang sowie seine Forschung maßgeblich beeinflusst. Frankl gelingt es, einen Bogen zu spannen und so gut wie alle Aspekte des Lebens in Gefangenschaft festzuhalten und auf eindrückliche Art und Weise zu analysieren. So geht er beispielsweise darauf ein, welche Rolle Humor und Kultur einnehmen, welche Phasen der geistigen Abstumpfung und Hoffnung es bei den Gefangenen wie auch bei den Wärtern gab. Er erstaunt den Leser mit Erzählungen über kleine Theaterstücke und philosophische Gespräche in den trostlosen, kargen Baracken. Es ist erstaunlich zu welchen Dingen Menschen in schlimmsten Bedingungen und größter körperlicher Schwäche noch fähig sind.
Im letzten Kapitel widmet er sich den psychischen Herausforderungen, die sich jemandem stellen, der jahrelang in Gefangenschaft jeden Tag dem Tod ins Auge gesehen hat und nun plötzlich in die Freiheit entlassen wird.
Dieses Buch ist eine Hommage an die innere Freiheit, die sich Viktor Frankl, trotz jahrelanger Gefangenschaft unter härtesten Bedingungen, erkämpft und erhalten hat und aus der er auch nach seiner Befreiung geschöpft hat.
Besonders geeignet ist dieses Buch für all jene, die das Thema Resilienz interessiert und die einen Einblick in die psychischen Vorgänge von Menschen in Extrembedingungen bekommen möchte. Ebenso ebnet es einen Einstieg in Frankls Lebenswerk sowie seine psychologischen Ansätze.