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Prof. Dr. Melanie Jonas und Dr. Dipl.-Psych. Ingo Jungclaussen von der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) im Interview

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Prof. Dr. Melanie Jonas und Dr. Dipl.-Psych. Ingo Jungclaussen im Interview mit Psychologie-Ausbildung.com :

Sie bieten Studiengänge im Bereich Psychologie an. Können Sie eine Übersicht über Ihre Angebote geben?

Prof. Jonas: Wir bieten an der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) insgesamt 2 allgemeine und 3 spezialisierte Psychologie-Studiengänge an: Vollwertige Psychologie-Studiengänge nach den Vorgaben der DGPs und des BDP sind der Bachelor of Science (B.Sc.) Psychologie und der konsekutive Master of Science (M.Sc.) Psychologie.

Den Bachelor in Psychologie kann man an allen Standorten der FHM, also in Bielefeld, Köln, Hannover, Rostock, Schwerin, Berlin und Bamberg studieren. Den Master in Psychologie bietet die FHM zurzeit in Bielefeld, Köln, Hannover, Rostock und Berlin an. Als spezialisierte Psychologie-Studiengänge hat die FHM folgende Programme im Angebot: Den B.Sc. Wirtschaftspsychologie und den B.Sc. Medienpsychologie in Vollzeit an diversen Standorten sowie den M.Sc. Betriebs- und Kommunikationspsychologie als berufsbegleitendes Master-Studium in Bielefeld.

Wen sprechen Sie mit Ihrem Angebot an? Wie sind die Zugangsvoraussetzungen zu den Angeboten?

Dr. Jungclaussen: Den Psychologie-Bachelor kann jeder studieren, der ein Abitur oder Fachabitur besitzt oder vergleichbare Qualifikationen hat, die zum Hochschulzugang berechtigen. Den M.Sc. Psychologie kann man studieren, wenn man den Bachelor in Psychologie erfolgreich abgeschlossen hat. Voraussetzung für den M.Sc. Betriebs- und Kommunikationspsychologie ist ein abgeschlossenes Bachelor-Studium in einer beliebigen Fachrichtung. Generell vergeben wir unsere Studienplätze nicht anhand eines N.C., sondern wir führen ein individuelles Auswahlverfahren durch, in dem Bewerber verschiedenste Kompetenzen zeigen können. Uns sind persönliche Eignung und Motivation wichtiger, als bloße Abschlussnoten.

Können Sie uns schildern, was Ihnen besonders wichtig ist bzgl. der Studienangeboten? Mit welchen Besonderheiten können die Teilnehmer der Studiengänge rechnen?

Prof. Jonas: Als Fachhochschule legen wir viel Wert auf den Praxisbezug unserer Studiengänge. Das gesamte Lehrpersonal verfügt über langjährige einschlägige Berufserfahrung, und viele unserer externen Dozenten sind weiterhin hauptberuflich in den verschiedensten psychologischen Feldern tätig. Vor allem aber ist Studieren bei uns eine persönliche, individuelle Sache. Die Studierenden arbeiten über das gesamte Studium hinweg in kleinen festen Gruppen, und es besteht ein sehr enger Kontakt zu den Lehrenden. Aus meiner eigenen Uni-Zeit habe ich noch überfüllte Hörsäle und wenig motivierte, schwer erreichbare Professorinnen und Professoren in unguter Erinnerung. Da war es wirklich eine Ausnahme, wenn von denen jemand meinen Namen kannte. Wir an der FHM legen besonderen Wert auf persönliche Betreuung und eine „open door policy“, d.h. die Studierenden können jederzeit, auch außerhalb des Unterrichts, mit ihren Anliegen zu uns ins Büro kommen. An der FHM geht keiner in der Masse unter. Gleichzeitig sind wir als Fachhochschule des Mittelstands sehr gut mit mittelständischen Unternehmen vernetzt, so dass der Bezug zur Arbeitswelt immer gut gewährleistet ist. Es gibt also eine Vielzahl an Aspekten, die uns von anderen unterscheiden.

Viele angehende Psychologie-StudentInnen möchten sich beruflich in den Bereich Psychotherapie orientieren. In aller Munde ist derzeit die Reform der Psychotherapeutenausbildung. Können Sie uns erklären, worum es dabei geht? Und wie wirkt sich eine solche Reform auf Ihr Angebot aus?

Dr. Jungclaussen: Ja da sprechen Sie einen wichtigen Punkt an, den wir als Hochschule sehr aufmerksam verfolgen. Schon seit vielen Jahren fordern Berufsverbände und andere Interessenvertreter die Reform des derzeit geltenden Psychotherapeutengesetzes (PsychThG), das auch den gesetzlichen Rahmen für die Approbationsausbildung zum Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten in Deutschland bildet. Insbesondere die prekären Arbeits- und Lebensbedingungen der Psychotherapeuten in Ausbildung (PiAs) sind berechtigter Anlass für diese Reform. PiAs sind ja bereits als fertige Akademiker mit einem abgeschlossenen Bachelor- und meist auch Masterstudium, sowie einer angefangenen Psychotherapieausbildung, hoch qualifiziert; müssen aber dennoch  Teile ihrer praktischen Ausbildung – hier das sog. „Klinische Jahr“- mit dem Status eines (unbezahlten) Praktikanten absolvieren. Das sehen wir, wie viele andere äußerst kritisch. Wir begrüßen die aktuellen Reformvorhaben, dass die klinische-stationäre Weiterbildung künftig in einem bezahlten Angestelltenverhältnis erfolgen soll.

Das Bundesgesundheitsministerium hat jetzt mit einem intensiv diskutieren Reformgesetz-Entwurf reagiert, der nach dem Willen des Gesundheitsministers Jens Spahn noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll. Danach würde es ein sog. Psychologisches Direktstudium der „Psychotherapie“ geben, bestehend aus einem Bachelor und einem konsekutiven Master. Mit dem Abschluss dieses fünfjährigen Studiums „Psychotherapie“ wäre bereits die Approbation erworben. Die Spezialisierung in einer der anerkannten Psychotherapierichtungen (Verhaltenstherapie, analytische Psychotherapie, Tiefenpsychologisch fundierte Therapie) soll danach im Rahmen der sich anschließenden „Weiterbildung“ erfolgen. In dieser Weiterbildung, die dann an den etablierten psychotherapeutischen Ausbildungsinstituten stattfindet, legen sich die Psychotherapeuten dann auch auf die Patienten-Gruppe, Erwachsene oder Kinder und Jugendliche fest. Leider sind viele Punkte im Gesetzentwurf umstritten, wie z.B. die frühe Approbation, die zwar die Psychologen sozialrechtlich mit den Ärzten gleichstellt, aber diese in keiner Weise zur Tätigkeit im Kassensystem berechtigt, also die Approbation noch recht wenig bringt. Vieles andere, wie die Fragen, wie vor allem die Methodenvielfalt im neuen universitären Psychotherapie-Studium sichergestellt werden soll, ist noch leider völlig unklar. Wie alle anderen Hochschulen auch, die psychologische Studiengänge anbieten, verfolgt auch die FHM die Prozesse sehr genau. Wir werden in jedem Fall auch in Zukunft psychologische Studiengänge anbieten. Welche das genau sein werden, hängt dann von der konkreten Ausgestaltung des Reformgesetzes ab. Jeden Interessenten, der sich über die aktuelle Entwicklung und die Perspektiven an unserer Hochschule informieren möchte, beraten wir gerne individuell.

Welche Zukunft erwartet die Absolventen? Wie schätzen Sie die Zukunft bzgl. der Arbeitsmöglichkeiten und Herausforderungen der Absolventen und generell des Themas Psychologie ein?

Dr. Jungclaussen: Das Fach Psychologie ist und bleibt unseres Erachtens trotz aller aufwühlenden Zeit nach wie vor eines der spannendsten Fächer und Psychologen werden immer benötigt. Das zeigen auch die jüngsten Studien über die psychische Gesundheit unserer Bevölkerung. Auch außerhalb des klinischen Bereichs wird es für die Psychologie spannende Aufgaben geben. Wenn wir an die Veränderung unserer Welt denken, vor allem durch Digitalisierung, Big Data, Social Media, KI, Globalisierung, Veränderung von Gesellschaften und vor allem von Arbeitsprozessen und Erwerbsbiografien sowie lebenslanges Lernen, dann sehen wir zahlreiche Felder, in denen wir die Expertise von wissenschaftlich wie praxisnah gut ausgebildeten kritischen Psychologen in allen psychologischen Gebieten gut benötigen. Hieran mitzuwirken, macht uns in unserer Arbeit an der FHM täglich Freude. 

Das Team von Psychologie-Ausbildung.com sagt: Vielen Dank für das Interview!

Hier die Psychologie-Studienangebote der FHM in einzelnen:

Und letztlich noch ein Video der FHM zu den Psychologie-Studiengängen: